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Naturheilzentrum Bottrop Blogthema: Schädel-Hirn-Trauma – Brigitte Köpge berichtet über das Leben nach dem Unfall ihres Sohnes

Gastautorin Brigitte Köpge
Naturheilzentrum Bottrop Blogthema: Schädel-Hirn-Trauma – Brigitte Köpge berichtet über das Leben nach dem Unfall ihres Sohnes

„Wir verstehen uns auch ohne Worte“ – Seit seinem schweren Verkehrsunfall leidet Christian bis heute an den Folgen eines schweren Schädel-Hirn-Traumas

Hallo, mein Name ist Brigitte Köpge. Ich bin Mutter, Ehefrau, Hausfrau und Rentnerin. Ich lebe mit meinem Mann und heute auch wieder mit unserem Sohn Christian gemeinsam in einem Haushalt im Landkreis Lahn-Dill in Hessen.

Meine Geschichte beginnt an einem wunderschönen Frühlingstag. Ich habe den Tag noch genau vor Augen. Mein Mann und ich hatten uns mit Freunden am nahegelegenen See verabredet, mit dem traditionellen Ansurfen sollte die Outdoor-Saison eröffnet werden.

Unser Sohn Christian wollte mit Freunden nach Wetzlar. Die Jungs hatten gerade den Führerschein gemacht. Da übten der Autosalon und die Kartrennen natürlich großen Reiz aus.

Doch was im April 2003 so schön begann, hat das Leben unserer ganzen Familie verändert. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Christian und seine Freunde sind auf dem Weg nach Wetzlar verunglückt.

In dem Waldstück, das ich jahrelang auf meinem Weg zur Arbeit durchquert habe. Morgens und abends. Eine wunderschöne Strecke. Wald, Serpentinen, gerade im Frühling. Durch das ständig wechselnde Zusammenspiel von Licht und Schatten.

Naboblog Thema: SHT (Schädel-Hirn-Traumata)

An diesem Tag wurde sie jedoch zur Unglücksstrecke. Sechs Bäume sind umgestürzt, warum, das weiß niemand. Einer hat das Auto unseres Sohnes getroffen. Die Nachricht des Unfalls erreichte uns am See, wir sind sofort los.

Die Unfallstelle hatten Polizei und Rettungskräfte bei unserem Eintreffen bereits großflächig abgesperrt. Die Jungs würden per Helikopter in die umliegenden Fachkliniken transportiert, erzählte man uns.

Ich erinnere mich noch gut an die Hilfslosigkeit, die ich in diesen Momenten empfunden habe. Verzweifelt haben wir auf weitere Informationen gewartet. Die Helfer vor Ort machten betroffene Gesichter, gesagt hat aber niemand etwas. Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet.

Im Krankenhaus schien unser Kind ganz ruhig zu schlafen

Christian wurde in die BG Unfall nach Frankfurt geflogen. Hoffentlich lebt er noch, hoffentlich wird er dort gut betreut, habe ich den ganzen Weg dorthin gebetet. Unser Sohn lebte, erklärte man uns in der Klinik, er würde gerade operiert.

Die Schwellung in seinem Gehirn sollte durch Einsatz einer Sonde behandelt werden. Als wir ihn nach der Operation zum ersten Mal wiedergesehen haben, dachte ich noch: okay, das Schlimmste hat er überstanden.

Außer einer kleinen Schramme am Kinn und einem riss im Ohrläppchen sah er gänzlich unverletzt aus. Er schien ganz ruhig zu schlafen. Die ersten Tage waren wie eine Art Schockzustand, wir haben irgendwie funktioniert.

Wachkoma nach Schädel Hirn Traumata - Apallisches Syndrom

Jeden Tag sind wir nach Frankfurt in die Klinik, haben Christians Arbeitgeber informiert, unseren anstehenden Urlaub abgesagt, versucht den Alltag zu organisieren. Und jeden Tag wurden Nachrichten über Chrissis Gesundheitszustand schlechter.

Drei Wochen schwebte unser Sohn in akuter Lebensgefahr. Ich habe erst angefangen, die Situation annähernd zu realisieren, als uns ein Arzt einen Gesprächstermin in Aussicht stellte: Thema Organspende.

Da wurde mir plötzlich alles klar, es war wie ein Hammer. Unser Leben wird niemals mehr, wie es einmal war. Es dauerte lange, bis wir wieder so etwas wie einen Lebensrhythmus gefunden hatten. Vier Monate war Chrissi in Frankfurt in der Klinik.

Ich fuhr die ganze Zeit täglich die Strecke, mein Mann konnte aufgrund seiner Berufstätigkeit nur an den Wochenenden dabei sein. Und zuhause hatte ich noch meine pflegebedürftige Mutter, die es zu versorgen galt.

Zuhause kam Christian endlich zur Ruhe

Dann kam der Tag, an dem uns die Ärzte mitteilten, Christian sei kein akuter Notfall mehr. In der Klinik könne man nichts mehr für ihn und sein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) tun. Ein weiterer Schlag.

Die Reha fand dann auf unseren Wunsch hin in Braunfels statt. Das war für mich deutlich besser zu erreichen. Doch für Christian war es kein guter Ort. Er verkrampfte zusehends, fühlte sich unwohl, er hatte ständig Blasenentzündungen, öffnete kaum mehr die Augen.

Und auch seitens der Therapeuten gab es irgendwann nur noch negative Aussagen. Chrissi sei mit so vielversprechenden Voraussetzungen in die Reha gekommen. Doch er zeige wenig bis gar keine Fortschritte.

Blog Naturheilzentrum Bottrop: Schädel Hirn Trauma

Irgendwann zahlte die Kasse die Reha nicht mehr. Wir sollten uns um einen Heimplatz für unseren Sohn kümmern, wurde uns erklärt. Doch das kam weder für meinen Mann noch für mich in Frage. Chrissi liebte unser Dorf, nach jedem Urlaub war er wieder froh, daheim zu sein. Wie könnten wir ihm also das Heimkommen verweigern?

Binnen weniger Tage haben wir unser Haus für Christians Einzug umgebaut. Es musste ein Durchbruch her, denn sonst hätten wir unseren Sohn gar nicht ins Haus bekommen. Sein Zimmer war vorab nur über Stufen erreichbar.

Am 15. Dezember ist Chrissi nach Hause zurück. Man hat förmlich gespürt, wie er zur Ruhe gekommen ist. Er war sofort wacher, er lachte und strahlte mich an, wenn ich morgens sein Zimmer betrat. Sein fröhliches Wesen hat er sich bis heute bewahrt.

Wenn mein Mann abends nach Hause kommt, erkennt Christian ihn schon am Schritt. Dann beginnt seine große Zeit. Er kommt raus aus dem Bett, darf einige Zeit in den Rollstuhl. Das schaffe ich nicht alleine.

Gemeinsame Sonnenuntergänge trotz Apallischem Syndrom (Wachkoma)

Wir verbringen viel Zeit bei unserem Sohn, unser Familienleben spielt sich in Chrissis Zimmer ab. Im Sommer haben wir einen Platz im Garten, von wo aus wir gemeinsam den Sonnenuntergang beobachten können.

Chrissi lauscht unseren Gesprächen, genießt die frische Luft. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Doch ich habe auch Angst. Angst davor, wie sich unser Leben verändert, wenn mein Mann und ich uns Chrissis Pflege irgendwann nicht mehr leisten können.

Behandlung im Naturheilzentrum Bottrop

Die Therapeuten im Naturheilzentrum Bottrop sagen mir bei jedem unserer Besuche: Frau Köpge, Sie müssen gut zu sich sein. Das fällt mir ehrlich gesagt schwer. Doch ich weiß, dass ich für Chrissi lernen muss, mit meinen Kräften zu haushalten.

An vier Tagen die Woche wird unser Sohn heute therapeutisch versorgt. Er bekommt Physio- und Ergotherapie. Einmal die Woche arbeitet ein Logopäde mit ihm. Und dann sind wir seit 2005 regelmäßig einmal im Jahr in der Bottroper Einrichtung für Komplementärmedizin mitten im Ruhrgebiet.

Ein Fernsehbeitrag über die Arbeit der Heilpraktiker Farid Zitoun und Christian Rüger (https://vimeo.com/105948724) hat mich auf das nabo aufmerksam gemacht. In dem Beitrag ging es um einen Patienten mit ähnlicher Geschichte wie Chrissi, ich wollte unbedingt mit den Angehörigen Kontakt aufnehmen.

Dann sind wir selbst nach Bottrop gefahren. Von Beginn an haben Chrissi die Therapieaufenthalte gut getan. Man hatte das Gefühl, er spürt schon im Aufzug, wohin es geht. Er erkennt den Geruch und freut sich auf die besondere Atmosphäre, die Mitarbeiter, die anderen Patienten in der Lounge. Und dass, obwohl er ganz schön „genadelt“ wird, bei vollem Schmerzempfinden.

Das Schönste ist das Gefühl von Normalität – Endlich mal wieder gute Erfahrungen

Akupunktur und Farbtherapie stehen während unserer Aufenthalte in Bottrop unter anderem auf Chrissis Behandlungsplan. Und auch für mich sind die Reisen nach Nordrhein-Westfalen inzwischen eine gute Gelegenheit, meine Akkus mithilfe der Naturheilkunde wieder aufzuladen.

So wie ich mich um Chrissi kümmere, kümmert sich in Bottrop jemand um mich. Erst konnte ich das nur ganz schlecht annehmen. Doch inzwischen habe ich gelernt, diese Fürsorge, diese Herzenswärme zu schätzen. Und den Austausch mit den anderen Familien, die in der Lounge auf ihre Lieben warten.

Interessant zu hören, wie andere mit Problemen umgehen, vor denen jeder Angehörige eines Pflegebedürftigen irgendwann steht. Da geht es um die Beantragung von Pflegehilfen wie Stehbetten oder ähnliches. Auch für Chrissi haben wir ein solches bewilligt bekommen.

Das Schönste für mich ist aber immer wieder das Gefühl von Normalität, was mich im nabo überkommt. Hier fällt unser Rolli nicht auf, hier sind wir eine Familie von vielen. Nicht die Exoten, die alle Blicke auf sich ziehen.

Schädel-Hirn-Trauma: Erfahrungen im Naturheilzentrum Bottrop

Wir müssen einfach genau hinhören

Unser Leben ist nicht mehr so unbeschwert wie früher. Ich würde lügen, würde ich das behaupten. Doch unsere Familie ist an Chrissis Unfall gewachsen. Zusammengewachsen.

Ich bin dankbar für die Hilfe, die ich bekomme, vor meinem Mann, meiner Tochter, den Enkeln. Doch manchmal wünsche ich mir von meinem Umfeld ein wenig mehr Sensibilität. Für unsere wahren Bedürfnisse. Ich lasse Chrissi nicht gern allein, wir brauchen keine Kegelabende mehr, keine Urlaube, um glücklich zu sein. Aber wenn mir einfach mal jemand etwas aus dem Supermarkt mitbringen würde, wäre mein Leben an vielen Tagen deutlich einfacher.

Chrissi wird niemals mehr der Junge, der er einmal gewesen ist. Der Unfall hat sein Leben beendet. Er ist noch bei uns, aber nicht mehr der Chrissi, der er einmal war. Er lebt ein anderes Leben. Doch er empfindet. Freude und Schmerz – genau wie wir. Er erkennt seine Angehörigen, liebt seine Schwester, reagiert auf unsere Stimmen und gibt Laute von sich, die uns sagen, was er fühlt. Wir müssen nur genau hinhören.

Im Naturheilzentrum Bottrop macht man uns keine Hoffnung auf eine vollständige Heilung. Aber die Arbeit der Therapeuten ist in meinen Augen bedeutend, achtsam und tut Chrissi gut, er ist entspannter, wacher, nimmt mehr am Leben teil.

Es gibt aber nicht nur gute Zeiten. Da sind auch Nächte, in denen wir nicht zur Ruhe kommen, Tage, an denen Chrissi mich nicht mit einem Lächeln begrüßt. Unser Leben ist nicht leicht. Auch das zu behaupten, wäre falsch. Aber um nichts in der Welt möchten wir Chrissi missen.

Er gibt uns so viel, gerade wir beide sind uns so nah, dass wir uns auch ohne Worte verstehen. Er spürt, wenn es mir nicht gut geht, ich brauche meinen Sohn nur anzusehen, um zu merken, was in ihm vorgeht. Eine neue, ganz andere Art der Verständigung als früher. Aber eine, die funktioniert. Und das hoffentlich noch viele Jahre lang.

Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf Ihre Beiträge.


Gastautorin Brigitte Köpge
Über die Autorin
Gastautorin Brigitte Köpge
... ist ehefrau, zweifache mutter, hausfrau und rentnerin. ihr leben änderte sich von einen tag auf den anderen im jahr 2003 durch einen verkehrsunfall, bei dem ihr sohn christian ein schädel-hirn-trauma erlitt.

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