Digital Detox? Technik nutzen – auf gesunde Weise
Experten wissen: Auf die richtige Balance kommt es an
Wie war das eigentlich, als wir noch ohne Smartphone unser Leben organisieren mussten? Als wir keinen digitalen Terminkalender führen konnten und Telefonnummern in gelben Telefonbüchern nachschlagen mussten, wenn wir sie nicht im Kopf hatten.
Beispielsweise in den 1980er-Jahren. Das Familientelefon stand unten im Wohnzimmer oder im Flur. Man hatte ein einziges Gerät daheim, das über ein meterlanges Kabel verfügte. So lang, dass man samt Telefon im eigenen Zimmer verschwinden konnte.
Ansonsten war es nicht weit her mit der Privatsphäre beim Telefonieren. Unvorstellbar. Was wenn wir nicht schon in der Schule unsere Verabredungen für den Abend getroffen hatten? Die ganze Familie war live mit dabei.
Frühe mobile Digitalisierung
Zu Beginn der 1990er-Jahre kam das erste Handy mit GSM-Standard (Global System for Mobile Communications) auf den Markt. Es eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten der Kommunikation.
Zugegeben, das Teil war nicht ganz billig. Knapp 3.000 D-Mark musste man damals dafür schon hinlegen. Als Gegenleistung bekam man ein Mobiltelefon, das mit einem Gewicht von knapp über 500 Gramm auch in Sachen Handling so gar nichts mit unseren heutigen Geräten gemein hatte.
E-Mail empfangen und versenden? Fehlanzeige. Im internet surfen? Auch das war damals noch Zukunftsmusik.
Mobiltelefone waren in den Anfangsjahren etwas für Geschäftsleute. Ihr Siegeszug begann erst Mitte der 1990er-Jahre. Die Geräte wurden kleiner, immer leistungsfähiger. Und auch die Vertragskosten, Grundgebühren und Minutenpreise wurden erschwinglich. Für jedermann.
Technik macht vieles leichter
Heute genießen wir den Fortschritt und die Vereinfachungen, die diese Technologien mit sich gebracht haben. Bei Verspätung mal eben den Freund Ansimsen, Restaurantöffnungszeiten nachschauen oder einen Tisch reservieren, Routenplaner mit aktuellen Staumeldungen abrufen, Waren per Handy einkaufen oder einen Junggesellenabschied per WhatsApp organisieren – alles viel einfacher als früher.
Hinzu kommt der hohe Freizeit- und Bildungswert. Digitale Spielepanoramen entführen in 3D-realistische Welten und lassen Kinder Dinosaurier zähmen und auf ihnen reiten, Matheaufgaben ausknobeln oder Programmieren lernen.
Medienregeln helfen im Alltag
Doch wie bei jeder Errungenschaft gibt es zwei Seiten. Die durchgehende Erreichbarkeit kann auch krank machen. Gerade für Kinder sollte sich der Medienkonsum in gesunden Grenzen halten.
Laut aktueller Studie der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, nutzen bereits 70 Prozent aller Kinder im Kindergartenalter ein Smartphone. Nicht ihr eigenes, sondern das ihrer Eltern. Tendenz steigend.
Deshalb ist es wichtig, schon früh klare Regeln einzuführen und dem Medienkonsum digitalfreie Alternativen an die Seite zu stellen. Kindern sollte man von Anfang an beibringen, dass das echte Leben Vorrang hat.
Wenn Papa zum Essen ruft, wird der PC runtergefahren. Wenn ein Ausflug ansteht, muss das Handy rechtzeitig aufgeladen werden, um die Abfahrt nicht zu verzögern.
Nur durch eine solche Lebensplanung mit integrierter, aber eben untergeordneter Mediennutzung kann Internetsucht oder körperlichen Entwicklungsverzögerungen entgegen gewirkt werden.
Mediennutzung kann Schlafmangel verursachen
Medienkompetenz ist aber nicht nur für Kinder wichtig. Übermäßiger Konsum kann auch Erwachsenen schaden. Der diesjährige DAK-Report rückt das Thema Schlafprobleme in den Fokus.
Die Zahlen sind alarmierend. 80 Prozent der 5.200 befragten Studienteilnehmer klagten über Schlafprobleme. Die Verpflichtung zu ständiger Erreichbarkeit machten die Experten als einen Grund dafür fest.
68 Prozent der Befragten erledigten abends private Angelegenheiten am Laptop oder Smartphone. Etwa jeder Achte kümmert sich spätabends noch um seine dienstlichen E-Mails, plant gedanklich schon einmal den nächsten Arbeitstag. Das tut uns nicht gut.
Diese Erfahrung machen auch Farid Zitoun und Christian Rüger vom Naturheilzentrum Bottrop immer wieder. Viele Patienten kommen zu den Gesundheitsexperten mit Problemen, deren Ursache ihnen nicht erklärbar ist.
„Im Gespräch berichten sie dann, dass sie berufsbedingt viele Stunden vor dem Computer sitzen und auch nach Feierabend digital unterwegs sind. Das Offline-Leben kommt deutlich zu kurz, selbst in der Freizeit nutzen sie Tablet und Smartphone, schauen YouTube-Videos, sind aktiv auf Facebook oder Instagram.“
Digital Detox zur Stärkung des Offline-Lebens
Das Verhältnis scheint zu kippen, zwischen dem echten Leben und der Online-Welt. Das ist anstrengend, macht müde und schlapp. Wir fühlen uns unvollständig, einsam. Wer komplett in die digitale Welt eintaucht und nur noch digital kommuniziert, lässt sich vieles entgehen.
Echte Beziehungen, echte Gespräche mit echten Menschen. Die digitale Welt, das Internet und die sozialen Netzwerke bieten unendliche Möglichkeiten. Das steht außer Frage.
„Doch wichtig ist ein gesunder Umgang mit der Technik“, ist auch eine Empfehlung des Teams aus dem Bottroper Naturheilzentrum rund um Farid Zitoun und Christian Rüger. „Wir dürfen uns selbst darüber nicht verlieren.“
„Digital Detox“ nennt sich der Begriff, der für einen bewussteren Umgang mit digitalen Geräten wie Smartphone oder Tablet steht. Es geht um mehr Lebensqualität.
Wichtig vor allem auch für die Generation der sogenannten Digital Natives. Auch die nabos wissen, wovon sie in Sachen digitaler Präsenz sprechen. Sie sind selbst auf vielen Kanälen unterwegs und geben unter anderem auf dem Naturheilzentrum Bottrop YouTube Kanal Tipps zum Thema Gesundheit to go. Seit Jahren.
Ihr Credo: Die richtige Balance ist wichtig. Das zeigen sie auch in einem ihrer neuen Videos.
3 Tipps kompakt für Ihre digitale Gesundheit
- Bewusst handyfreie Zeiten schaffen. Dazu gehört in jedem Fall die Essenszeit. Beim Spaziergang muss das Smartphone nicht zwangsläufig mit dabei sein. Ziel sind möglichst handyfreie Tage. Bewusst eingestreut.
- Starten Sie den Tag nicht mit einem Blick aufs Handy. Das lässt den Stresspegel unnötig ansteigen. Beim Blick auf anstehende Termine, Anrufe des Chefs in Abwesenheit oder negative Kommentare auf den letzten Facebook Post ist die Laune direkt im Keller. Besser also erst einmal in aller Ruhe frühstücken. Das gibt Kraft für die anstehenden Aufgaben. Und es sorgt für eine gewisse Routine im Tagesablauf.
- Achtsamkeit ist wichtig. Im Umgang mit sich selbst und dem Handy. Entspannen wir dabei oder erhöhen wir unser Stress-Level? Warum können wir so schlecht weggucken, wenn uns das Handy-Display den Eingang einer neuen Nachricht signalisiert? Ist es mangelnde Selbstdisziplin? Etwa schon Beginn einer Sucht? Selbstreflexion ist wichtig. Impulskontrolle. Wir müssen Herr über die Technik bleiben. Was gerade wichtig ist, zählt. Dann hilft nur eins: Handy aus und volle Konzentration auf das, was uns fordert und uns erfreut.