Vegan? Oh nein! – Warum Veganismus so sehr spaltet
Oder: Warum Veganer auf den erhobenen Zeigefinger verzichten können
Hallo aus Essen! Mein Name ist Katy Reichelt und ich leite zusammen mit meinem Partner Izzettin Tas das vegane Restaurant Farbenfroh im Stadtteil Rüttenscheid. Vegan sein, das ist für mich mehr als nur eine Ernährungsform. Es ist ein Lifestyle, eine grundsätzliche Einstellung. Es ist auch eine andere Sicht auf die Welt, oder eher: Eine Vision, wie die Welt besser aussehen könnte.
Das Wohl der Tiere ist dabei natürlich ein großer Faktor. Ich finde es furchtbar, wie die postmodernde Agrarindustrie mit Tieren umgeht. Wer schon einmal Bilder aus einigen Zuchtbetrieben oder Schlachthäusern gesehen hat, weiß vielleicht, wovon ich rede.
Das ist aber nicht alles. Es gibt schließlich noch mehr gute Gründe, auf tierische Produkte zu verzichten. Da wäre zum Beispiel das Thema Umweltschutz: Die Massenaufzucht von Tieren setzt Unmengen von Methan frei, das einen großen Beitrag zur Klimaveränderung leistet (https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#textpart-2).
Auch gesundheitlich hat die vegane Diät laut verschiedener Studien einiges an Vorteilen zu bieten (https://www.healthline.com/nutrition/vegan-diet-studies), unter anderem bessere Blutzuckerwerte und weniger Cholesterin.
Für mich persönlich sind das Gründe genug, um den veganen Lebensweg einzuschlagen. Ich bin jedoch immer wieder überrascht, wie sehr das Thema die Gesellschaft spaltet.
Warum werden Veganer so kritisch gesehen?
Will ich ehrlich sein, fällt es mir schwer, nachzuvollziehen, was man eigentlich genau gegen den Veganismus an sich haben kann. Weniger Leid für die Tiere ist doch toll, weniger Klimagase auch. Und warum würde man sich darüber beschweren, dass seine MitMenschen gesünder leben wollen?
Dennoch sind mir schon Menschen begegnet, die gegenüber Veganern kritisch, ja manchmal sogar fast schon feindselig eingestellt waren. Fragt man nach den Gründen, werden zuerst oft Aussagen getätigt, die damit zu tun haben, dass vegan sein ja gar nicht so gesund sei und die ökologischen Argumente auch alle relativiert werden müssten.
Auch wenn manch einer es so sehen mag, erklärt es für mich nicht die teilweise krasse Ablehnung. Hakt man weiter nach, stößt man jedoch auf einen anderen Grund: Es gibt offensichtlich eine Reihe von Nicht-Veganern, die sich von Veganern verurteilt fühlen. Spannend ist, dass dieses Gefühl offenbar weniger aus direktem Kontakt mit Veganern entsteht, sondern dass allein die Existenz von Veganern ausreicht, um es auszulösen.
Ich bin schon auf Menschen gestoßen, die plötzlich das Gefühl hatten, sich für den Genuss von tierischen Produkten rechtfertigen zu müssen. Sie fühlten sich auf einmal schuldig für etwas, das sie zuvor mit absoluter Selbstverständlichkeit getan haben.
Veganer und die Position der moralischen Überlegenheit
Einerseits finde ich es spannend, dass der Veganismus Menschen zum Nachdenken anregt und dazu führt, dass sie sich selbst und ihr eigenes Verhalten in Frage stellen. Aber verurteilt fühlen sollte sich niemand, denn wenn man weiß, wie Menschen funktionieren, weiß man: Das bringt nur in den seltensten Fällen etwas. Vielmehr ruft man eher eine Trotzreaktion auf den Plan und erhöht die Spaltung zwischen den Menschen.
Das Ganze damit zu belassen, wäre allerdings aus meiner Sicht nicht ganz fair. Schaut man sich an, warum sich einige Nicht-Veganer wie auf der Anklagebank fühlen, muss man leider auch zur Kenntnis nehmen, dass die Einstellung einiger Veganer sicherlich einen Anteil daran hat.
Veganismus scheint für einige Menschen zum Lebensinhalt geworden zu sein. Leider gehört für eine kleine Auswahl dieser Menschen auch eine Art Missionsgedanke dazu, der bei vielen anderen wiederum auf Unverständnis und Gegenwehr stößt.
Zwar habe ich so eine Einstellung noch nie in meinem persönlichen Umfeld wahrgenommen, doch wer beispielsweise in Online-Foren oder Chaträumen sieht, wie Veganer teilweise untereinander reden, muss sich manchmal fast schon schämen. Von Respekt für das Individuum bleibt da zum Teil kaum noch etwas übrig.
Vegan sein bedeutet nicht, den Respekt zu verlieren
Ich betreibe bereits seit fast zwei Jahren das gemütliche Restaurant Farbenfroh. Zu meinen regelmäßig wiederkehrenden Kunden gehören einige Veganer, aber auch viele Vegetarier und Fleischesser, die einfach gerne auch leckere Gerichte ohne tierische Produkte essen.
Ich freue mich darüber, wenn ich Menschen dazu bringen kann, gewisse Dinge in ihrem Leben zu überdenken, solange ich davon überzeugt bin, dass es für sie positiv ist. Sei es nun, dass jemand dem Veganismus eine Chance gibt oder einfach nur seinen Fleischkonsum reduzieren möchte. Egal, wie sich jemand entscheidet oder was jemand isst: Ich respektiere jeden Menschen gleich. Ich verurteile niemanden dafür, dass er Fleisch isst, auch wenn ich finde, dass es gute Argumente dagegen gibt.
Das vegane Leben ist aber natürlich kein Selbstläufer, sondern es setzt voraus, dass man sich eingehend mit Lebensmitteln und Nährstoffen befasst, um eine ausgewogene Ernährung sicherstellen zu können. Auch die Einnahme von Vitamintabletten, zum Beispiel für B12, gehört für die meisten dazu. Ich hoffe, ich kann Menschen trotzdem dazu ermutigen, ihre Einstellung zum Konsum von tierischen Lebensmitteln zu überdenken.
Wie steht ihr zum Thema vegan und Veganismus? Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, auf tierische Produkte zu verzichten? Oder habt ihr bereits ähnliche Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen sammeln können wie ich? Schreibt eure Geschichten in die Comments, ich freue mich schon darauf!
Wer mehr darüber erfahren will, wie man ein gesundes Leben als Veganer führen kann, sollte sich übrigens das neue Video von Farid Zitoun und Christian Rüger auf dem Naturheilzentrum Bottrop YouTube-Kanal anschauen. Das haben die beiden in meinem Restaurant gedreht, eine für mich sehr interessante Erfahrung. Zum Abschluss hat mein Partner Izzettin den beiden dann auch noch eine feines Gericht gekocht. Damit ihr auch in den Genuss von diesem kommt, gibt es von mir für euch das Rezept für die vegane Bärlauchsuppe. Viel Spaß beim Nachkochen!
Vegane Bärlauchsuppe
Zutaten (Rezept für 4 Portionen):
- 100g Alsan (pflanzliche Magarine)
- 1 große Zwiebel
- 1 Bund Bärlauch
- 2 Zehen Knoblauch
- 500 ml Sojasahne
- 200 ml Gemüsebrühe (oder Wasser)
- Rapsöl
- Muskat
- Salz
- Pfeffer
Zubereitung:
Zuerst die Zwiebeln schälen, grob schneiden und in etwas Rapsöl anbraten. Den gepressten Knoblauch und den Bärlauch dazugeben.
Das ganze verrühren, kurz blanchieren und mit Gemüsebrühe oder Wasser ablöschen. 10 Minuten köcheln lassen. Sojasahne zuführen und aufkochen lassen. Anschließend mit Muskat, Salz und Pfeffer abschmecken.
Zum Schluss noch 100 g weiche Alsan unterrühren bis sie komplett zerschmolzen ist und anschließend mit einem Stabmixer zu einer cremigen Suppe pürieren.
Guten Appetit!
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